Die Regeln des Geistes Teil 1: "Aufmerksamkeit"
Aufmerksamkeit und Lenkung des Unterbewusstseins?
Am Anfang meiner ersten Ausbildung in Hypnosetherapie bei Marisa Peer standen die „Regeln des Unterbewussten“ (The rules of the mind)[i]. Das Unterbewusste wird in der Hypnosetheorie als ein Teil von uns angesehen, der uns wohlwollend und schützend zur Seite steht.[ii] Einer seiner Jobs ist, unser Überleben zu sichern. Daneben erzeugt und verstärkt es das, wovon es glaubt, dass wir es haben wollen.
Die erste Regel lautet:
„Das, worauf wir Aufmerksamkeit setzen, davon bekommen wir mehr“
Gerade in der medizinischen Hypnose ist dies ein wichtiger Punkt. Wer krank ist, bei der kreisen die Gedanken häufig um körperliche Einschränkungen, Schmerzen und Probleme. Ein paar Beispiele wie unsere Aufmerksamkeit richten:
- Mit meiner Endometriose wird es ganz schwer schwanger zu werden, ob es überhaupt geht. Es wird bestimmt schwierig, ein Kind zu bekommen.
- Die eigene Mutter hat immer wieder erzählt, wie schmerzhaft und langwierig ihre Geburten waren. Das geistert in der Schwangerschaft immer wieder im Kopf herum.
- Wechseljahre sind ein Drama, ich bekomme Hitzewallungen, werde alt und unattraktiv und danach bekomme ich Osteoporose und Blasenschwäche
- Mein Zyklus ist unregelmäßig, wie soll das klappen mit einem Kind?
- Wir erwarten Schmerzen, weil wir gehört haben, dass ein Eingriff unangenehm ist.
- Und so weiter
Wiederholen sich diese Gedanken im Kopf immer wieder, verfestigen Sie sich zu einem Glaubenssatz. Wir haben so viel Aufmerksamkeit auf diesem Thema und erwarten Probleme, also denkt unser Unterbewusstsein, dass wir genau dies haben wollen. Eine Variation der ersten Regel lautet:
„Das, was wir erwarten, stellt sich ein“
Erwarte ich, dass es schwierig wird, schwanger zu werden, dann dauert es oft länger, bis sich ein Kind einstellt.
Als ich vor knapp 15 Jahren meine Bauchspiegelung hatte, war es für mich, damals noch ohne Hypnose-Ausbildung einfach, dort keine Aufmerksamkeit reinzugeben. Ich hatte den Eingriff oft genug selbst operiert und wusste genau, wie es ablaufen wird. Ja, natürlich hatte ich auch mal Komplikationen erlebt, zum Glück nie, wenn ich selbst die Instrumente in der Hand hatte. Aber die Eingriffe, bei denen etwas Doofes passiert war, konnte ich nach 10 Jahren Krankenhaus an weniger als fünf Fingern abzählen. Auch wusste ich, wie diese Probleme zu behandeln waren und hatte gesehen, dass die betreffenden Frauen ein paar Tage länger in der Klinik waren als geplant, aber dann gesund gegangen sind. Ich wusste, dieser Routineeingriff geht ja fast immer gut. Das lohnt nicht, darauf Aufmerksamkeit zu richten
Was ich in über 30 Jahren in der Medizin immer wieder gesehen habe, ist die Fähigkeit des menschlichen Köpers zu heilen, sich selbst zu reparieren und regulieren, auch nach Operationen. Also habe ich mir keinen Kopf gemacht. Ich hatte mich für den Eingriff entschieden, ab in die Klinik und machen lassen! Donnerstagmorgen wurde wie geplant an mir operiert, Montag war ich komplett beschwerdefrei wieder in der Praxis. So, wie ich es erwartet hatte.
Hypnose richtet Aufmerksamkeit neu aus
In der Hypnose richten wir die Gedanken neu aus, laden ein, Aufmerksamkeit auf die Selbstheilungskräfte, die Fähigkeit schwanger zu werden und leicht zu gebären zu geben. Ich erstelle aus meinen Hypnosesitzungen[iii] in fast allen Fällen Audiodateien, damit sich diese positiven Botschaften gut einprägen und auch im Alltag immer wieder aufploppen. Das bestätigen meine Patientinnen: „Frau Doktor, das ist ganz witzig, manchmal höre ich Ihre Stimme mitten am Tag mit einen oder zwei Sätzen aus der Hypnose. Dann ist meine Aufmerksamkeit wieder bei meiner Fähigkeit zu regenerieren.“
Gerade bei Frauen, die lange auf dem Kinderwunschweg sind oder an Krankheiten wie Endometriose leiden, die wiederkommen können, ist es mir wichtig, dass sie selbst lernen, Ihre Aufmerksamkeit im Alltag zu richten. Weil immer wieder durch die Presse und die Sozialen Medien geistert: Ab 35 wird es ganz schwer, schwanger zu werden… ach, ja, und was ist mir den Frauen, die das Gegenteil beweisen?
Neben einem Training, das in mein Kinderwunsch-Hypnose-Programm und die Endometriose-Hypnose Eingang gefunden hat und dass zur 3Keys® HypnoFertility Begleitung gehört, erzähle ich Patientinnen häufig von dem einen Tag kurz vor Weihnachten, an dem mich meine Kollegin (wir waren lange zu zweit in der Praxis), gefrustet anrief: „Du weißt, dass ich Abtreibungsberatungen hasse, und an meinem letzten Dienst vor Weihnachten, gleich zwei Stück! Beide über 40, eine davon mit Grad 3 Endometriose, beide von einem One-Night-Stand.“
Beide Damen hatten keine Verhütung benutzt, nach dem Motto, „die Fruchtbarkeit wird weniger, da wird schon nix passieren.“ Wenn Sie in die Abtreibungsstatistiken gucken, sehen Sie: die größten Gruppen sind die ganz jungen Frauen und die über 35.
Was lernen wir daraus?
- Geben Sie Aufmerksamkeit auf die Fähigkeit gesund und schwanger zu werden. Die Menschheit hat Jahrtausende ohne moderne Medizin überlebt und sich vermehrt, teils auch in „biblischem“ Alter.
- Wollen Sie über 35 Ihre Aussicht auf eine Schwangerschaft verbessern, lassen Sie nicht nur Ihre körperlichen Bedingungen und das Spermiogramm Ihres Partners überprüfen, sondern füttern Sie auch Ihr Unterbewusstes mit positiven Botschaften
- Endometriose ist als Verhütungsmittel ungeeignet
- Wenn Sie nicht in einer festen Beziehung sind, verwenden Sie Kondome! Neben ungeplanten Schwangerschaften gibt es auch unangenehme Geschlechtskrankheiten
Die Frauenärztin hat gesprochen
Ich wünsche Ihnen einen schönen und gesunden Tag
In den nächsten Wochen und Monaten erscheinen hier weitere „Regeln des Geistes“ mit kurzen Hinweisen, wie Sie diese nutzen können.
[i] Wir übersetzen es oft als Geist, obwohl das nicht wirklich präzise ist.
[ii] Der große amerikanische Hypnosetherapeut Milton Erikson hat dies sehr schön herausgearbeitet und abgegrenzt von der alten Idee von Sigmund Freud. Der sah das Unterbewusstsein als das „Es“ ein Hort von Trieben und niederen Beweggründen, das überwunden werden muss an. Ein stetiger Kampf. Wie mühsam! Und es nimmt an, dass ein Teil des Menschen schlecht für ihn ist. Im Gegenteil, das Unterbewusstsein möchte uns helfen. Aber es spielt nach bestimmten Regeln.
[iii] Es gibt auch Hypnosetherapeuten, die dies nicht tun. Gerade in der Hypnotherapie von Ängsten, Depressionen etc. die eher in einem psychotherapeutischen Kontext stattfinden mit vielen, eher kürzeren Sitzungen, ist dies nicht immer üblich.